Der Fachkräftemangel spitzt sich zu. Wer jetzt nicht in ein glaubwürdiges Employer Branding und Recruiting investiert, findet schwierig junge Fachkräfte.
Die deutsche Wirtschaft wankt gerade – nicht nur unter der Last globaler Krisen, sondern auch unter einem stillen, aber ebenso grossem Druck: Demografie. Während Konzerne an digitalen Strategien feilen und Mittelständler Lieferketten sichern, bahnt sich im Hintergrund seit Jahren ein immer stärker werdender Engpass an, der das Fundament des Arbeitsmarkts erschüttert. Der Nachwuchs fehlt. Und mit ihm die Perspektive. Und in diesem Kampf um die jungen Fachkräfte entscheidet heute mehr denn je ein Faktor über Erfolg oder Misserfolg: ein starkes Employer Branding gepaart mit einem zukunftsgerichteten Recruiting.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Die Babyboomer-Generation geht in Rente, und die nachfolgenden Generationen sind schlichtweg zu klein, um diese Lücke zu füllen. Unternehmen aller Branchen spüren bereits jetzt die Auswirkungen, und die Situation wird sich weiter verschärfen. Insbesondere hochqualifizierte junge Menschen werden zum raren Gut, um das intensiv gekämpft wird.
Die Macht der Marke: Employer Branding als entscheidender Faktor
In dieser neuen Ära des Recruitings avanciert das Employer Branding vom „Nice-to-have“ zum absoluten „Must-have“. Eine starke Arbeitgebermarke ist das Fundament, auf dem erfolgreiches Recruiting aufbaut. Sie transportiert die Werte, die Kultur und die Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber nach aussen und innen. Studien belegen, dass Unternehmen mit einem positiven Employer Brand deutlich niedrigere Kosten im Recruiting haben, die Time-to-Hire verkürzen und eine höhere Qualität der Bewerbungen verzeichnen können.
Umgekehrt drohen Unternehmen mit einer schwachen oder gar negativen Arbeitgebermarke empfindliche Nachteile. Eine Studie von LinkedIn aus dem Jahr 2015 zeigte, dass eine schwache Arbeitgebermarke Unternehmen bis zu 10 Prozent höhere Gehälter kostet, um Vakanzen zu füllen. Hinzu kommen die immensen Kosten, die durch Fehlbesetzungen, eine hohe Fluktuation und einen Produktivitätsverlust entstehen. Der „Cost of Vacancy“ für eine unbesetzte Stelle kann schnell das Mehrfache des Jahresgehalts betragen.
Recruiting im Wandel: Mehr als nur Stellenanzeigen
Doch ein starkes Employer Branding allein reicht nicht aus. Es muss Hand in Hand mit einem modernen und zukunftsgerichteten Recruiting gehen. Die Zeiten, in denen Unternehmen sich auf passive Bewerbungseingänge verlassen konnten, sind längst vorbei. Junge Talente informieren sich aktiv online, nutzen soziale Medien und erwarten einen transparenten und schnellen Bewerbungsprozess.
Unternehmen müssen daher ihre Recruiting-Strategien grundlegend überdenken. Dazu gehört:
- Präsenz auf den richtigen Kanälen: Dort sein, wo sich die jungen Talente aufhalten – sei es auf Instagram, TikTok, YouTube oder spezialisierten Jobplattformen.
- Authentische Kommunikation: Die Werte und die Unternehmenskultur ehrlich und glaubwürdig vermitteln. Stockbilder und leere Versprechungen haben ausgedient.
- Fokus auf Candidate Experience: Ein reibungsloser, wertschätzender und informativer Bewerbungsprozess ist entscheidend, um Talente zu gewinnen und nicht abzuschrecken.
- Nutzung neuer Technologien: KI-gestützte Tools, Virtual Reality für Recruiting-Events oder Gamification können helfen, die Aufmerksamkeit junger Menschen zu gewinnen.
- Active Sourcing: Proaktive Ansprache von potenziellen Kandidaten, die über die klassischen Bewerberpools hinausgehen.
Die Generation Alpha im Blick: Der nächste grosse Umbruch
Während viele Unternehmen noch mit der Ansprache der Generation Z ringen, steht bereits die nächste Generation in den Startlöchern: die Generation Alpha. Ab diesem Jahr, spätestens im nächsten Jahr, werden die ersten von ihnen in den Ausbildungsmarkt eintreten. Diese „Digital Natives“, die von klein auf mit Smartphones und künstlicher Intelligenz aufgewachsen sind, haben nochmals veränderte Erwartungen an ihre zukünftigen Arbeitgeber. Unternehmen, die sich jetzt nicht mit den Bedürfnissen dieser Generation auseinandersetzen, riskieren, in wenigen Jahren erneut vor grossen Herausforderungen im Recruiting zu stehen.
Gutes Employer Branding und Recruiting sind heute keine Kür mehr, sondern die Pflicht für Unternehmen, die im Wettbewerb um junge Fachkräfte bestehen wollen. Der demografische Wandel zwingt Unternehmen zum Handeln. Wer die Bedürfnisse der jungen Generationen versteht, seine Arbeitgebermarke authentisch positioniert und innovative Recruiting-Strategien implementiert, wird die Talente von morgen gewinnen und langfristig binden können. Es ist Zeit zu handeln – jetzt.